Schädigungen des Knorpels (Chondropathie) – Wenn die Gelenke schmerzen

Die gelenkbildenden Knochen sind von einem glatten Gelenkknorpel (artikulärer Knorpel) überzogen. Zusammen mit der Gelenkflüssigkeit (Synovialflüssigkeit) sorgt der Knorpel dafür, dass sich das Gelenk reibungsarm und schonend bewegen kann. Dieser ermöglicht es, gemeinsam mit der Gelenksflüssigkeit eine reibungsarme und schonende Bewegung des Gelenks. Zudem besitzt der Gelenkknorpel durch seine Druckelastizität eine stoßdämpfende Eigenschaft.

Knorpelschäden und Knochenknorpelschäden betreffen jährlich Millionen von Menschen weltweit. Sie können aufgrund einer Vielzahl an Gründen entstehen. Häufige Ursachen sind traumatische Verletzungen oder eine degenerative Arthrose infolge von Überlastung, Fehlbelastung und Altersverschleiß. Eine weitere Ursache ist die Knochenkrankheit Osteochondrosis dissecans.

Je nach Schweregrad kann ein Knorpelschaden in mehrere Stadien eingeteilt werden. Eine aktuelle und sehr verbreitete Klassifikation wurde von der ICRS (International Cartilage Society) entwickelt.

ICRS-Klassifikation von Knorpelschäden :

Da der Knorpel über keine eigene Blutversorgung verfügt, wird er über die Gelenkflüssigkeit und den unter dem Knorpel liegenden Knochen versorgt. Daraus folgt, dass der Knorpel kaum regeneratives Potenzial hat.

  • Grad 0: normal, keine erkennbaren Defekte
  • Grad 1: oberflächliche Läsionen des Knorpels: Erweichung und/oder oberflächliche Fissuren/Risse
  • Grad 2: Läsionen mit einer Tiefenausdehnung von < 50 % der Knorpeldicke o Grad 3: Läsionen mit einer Tiefenausdehnung von > 50 % der Knorpeldicke
  • Grad 4: die gesamte Knorpelschicht fehlt, der unter dem Knorpel gelegene Knochen liegt frei

Welche Behandlungs­technik? Schwere und Ursache des Defekts entscheiden

Knorpelschädigungen sollten behandelt werden, um einer Verschlimmerung vorzubeugen. Dabei stehen heute unterschiedliche Arten der Therapie zur Verfügung. Welche letztlich die Behandlung der Wahl ist, hängt von der Schwere und den Ursachen des Knorpelläsionen ab.

„Setzen Sie bei Knorpelschäden auf regenerative Therapien.“

Dr. Olaf. Th. Beck
Spezialist für regenerative Gelenkorthopädie

Konservative Therapieformen

Mit einer konservativen Behandlung kann ein Knorpelschaden nicht geheilt, sondern nur die Symptome gelindert und der Knorpelverschleiß verlangsamt werden. Folgende konservativen Therapien sind möglich:

  • Medikamentöse Therapien (z. B. Schmerzmittel, Hyaluronsäure)
  • Physiotherapie
  • Einlagen und spezielles Schuhwerk
  • Hilfsmittel wie z. B. Bandagen zur Gelenkentlastung

Operative Behandlungs­verfahren

Wenn eine operative Behandlung indiziert ist, richtet sich die Wahl des Verfahrens nach der Größe und Tiefe des Defektes. Darüber hinaus spielen Faktoren wie die Intaktheit des freiliegenden Knochens, die Knorpelqualität auf der gegenüberliegenden Seite des Defekts und das Alter des Knorpeldefekts eine entscheidende Rolle. Folgende OP-Verfahren sind möglich:

Knorpelglättung („Shaving“)

In diesem Verfahren werden freie oder sich ablösende Knorpelanteile operativ entfernt. Ziel ist es, die Knorpeloberfläche abzurunden und so entzündliche Prozesse im Gelenk zu reduzieren. Mit diesem Verfahren kann die Symptomatik bestimmter Knorpelläsionen gelindert werden. Es kommt jedoch nicht zu einer Regeneration des Knorpels

Knochenmarkstimulierende Verfahren: Mikrofrakturierung, Nanofrakturierung, Pridie-Bohrung

Bei der Knochenmarkstimulation wird der Knochen unterhalb des Knorpelschadens mittels Ahle, Meisel oder Bohrer geöffnet. Durch diese kleinsten Verletzungen tritt Blut aus dem Knochenmark aus und in den Knorpeldefekt ein. Darin befinden sich pluripotente Stammzellen, die das Potenzial haben, in den geschädigten Bereichen einen sogenannten Reparaturknorpel (Faserknorpel) zu bilden. Zur Unterstützung kann eine resorbierbare Trägerstruktur in den Knorpeldefekt implantiert werden, welche den Zellen als Matrix dient. Der Reparaturknorpel unterscheidet sich in seinen biomechanischen Eigenschaften deutlich vom hyalinen Gelenkknorpel – er ist weicher und deutlich weniger stoßfest.

Autologe Osteochondrale Transplantation (OCT)

Bei der autologen OCT handelt es sich um eine Knorpel-Knochen-Transplantation. Hierbei werden zylinderförmige Stücke aus dem Knochenknorpel unbelasteter Stellen desselben Gelenks entnommen und an der Stelle des Knorpeldefekts eingesetzt. Werden mehrere solcher Zylinder verwendet, spricht man von einer sogenannten Mosaikplastik. Diese Methode ist begrenzt, da nur wenige dieser Zylinder aus gesundem Gewebe entnommen werden können. Zudem entsteht an der Entnahmestelle ein Defekt, der in manchen Fällen Schmerzen verursachen kann, auch wenn er außerhalb der Belastungszone liegt. Die zwischen den Zylindern verbleibenden Lücken werden mit einem minderwertigen Narbengewebe ausgefüllt. Knorpel-Knochenstücke aus dem eigenen Gelenk werden auch osteochondrale Autografts genannt. Im Gegensatz dazu stehen osteochondrale Allografts aus Multiorgan- oder Post-mortem-Spendern, welche transplantiert werden.

Autologe Chondrozyten-Transplantation (ACT) / Matrixgestützte autologe Chondrozyten-Transplantation (MACT)

Bei der Knorpelzelltransplantation sind zwei operative Eingriffe notwendig. Zunächst werden dabei arthroskopisch Knorpelbiopsien aus einem unbelasteten Areal des gesunden Gelenkknorpels entnommen. Im Labor werden aus diesem Gewebe Knorpelzellen herausgelöst und vermehrt. Im Anschluss werden die gezüchteten Knorpelzellen in einem zweiten Eingriff in den Knorpelschaden eingesetzt. Die Technik wird als autologe Chondrozyten-Transplantation (ACT) bezeichnet. Bei der Matrix-gestützten autologen Chondrozyten Transplantation (MACT) werden die isolierten Knorpelzellen zusammen mit einer dreidimensionalen Trägermatrix zur Unterstützung der Knorpelregeneration implantiert.

Zellfreie Matriximplantation / matrixinduzierte Chondrogenese (MIC)

Neben der Knorpelzelltransplantation gibt es auch die schonende Möglichkeit eine hochwertige biologische Matrix ohne Zellen als Implantat in den Knorpelschaden einzusetzen. Das Ziel dabei ist, dass sich körpereigene Knorpel- und Stammzellen aus der Umgebung im Implantat ansiedeln und dazu gebracht werden, hyalin-artigen Knorpel zu bilden. Gleichzeitig wird der freiliegende Knochen durch eine protektive Matrixschicht geschützt. Im Gegensatz zur Knorpelzelltransplantation ist bei diesem Verfahren nur ein operativer Eingriff und keine Knorpelverletzung durch Biopsieentnahme und keine Knochenverletzung durch Mikrofrakturierung notwendig.

Künstlicher Gelenkersatz

Ist der Knorpelschaden soweit fortgeschritten, dass keines der oben beschriebenen Verfahren in Frage kommt, ist die letzte therapeutische Möglichkeit, die Implantation einer künstlichen Prothese aus Metall und Kunststoff. Allerdings ist die Haltbarkeit künstlicher Gelenke begrenzt. Zudem muss genügend Knochenmasse zur Verankerung vorhanden sein. Zu beachten ist auch, dass Prothesen nicht einfach ausgetauscht werden können, da der Knochen nach der ersten Implantation schwindet. Daher sollte diese Methode nur bei älteren Patienten angewendet werden.

Knorpelschäden

Bleibt der Knorpelschaden unbehandelt, kann dies oftmals vorzeitig zu einer Arthrose führen. Löst sich z.B. ein Knorpelstück vollständig ab, kann es zu einer Gelenkblockade mit akuten starken Schmerzen und Bewegungseinschränkung kommen.

Lokale Knorpelschäden ohne erkennbare Ursache können insbesondere am oberen Sprunggelenk, Knie- und Ellenbogengelenk auftreten.

Der jährliche Anstieg der Gelenkerkrankungen kann auf folgende Faktoren zurückgeführt werden:

  • Zunahme der Lebenserwartung
  • Zunahme des Breitensports über alle Altersgruppen
  • Zunahme der Risikosportarten
  • Mobilität bis ins hohe Alter
  • Zunahme des Körpergewichts in der Bevölkerung
  • Rückgang der Implantation von künstlichen Gelenken bei Patienten unter 60 Jahren

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Fakten über Knorpeschäden

Der Anteil der Menschen mit Gelenkschmerzen nimmt mit steigendem Alter deutlich zu. Die dabei am häufigsten betroffenen Gelenke sind Knie-, Schulter- und Hüftgelenke3 .

Deutschlandweit leiden rund 5 Mio. Menschen an Beschwerden des Bewegungsapparates, die eine Behandlung erfordern. Im Jahr 2018 wurden davon ca. 230.000 Menschen operativ (offene chirurgische bzw. arthroskopische Operationen am Gelenkknorpel und den Menisken) stationär behandelt4 .

Quellen

1 Mithoefer K et al. Clinical efficacy of the microfracture technique for articular cartilage repair in the knee: an evidence-based systematic analysis. Am J Sports Med. 2009 Oct;37(10):2053-63.

2 Kreuz PC et al. Is microfracture of chondral defects in the knee associated with different results in patients aged 40 years or younger? Arthroscopy. 2006 Nov;22(11):1180-6.

3 Fuchs J, Prütz F (2017). Prävalenz von Gelenkschmerzen in Deutschland. Journal of Health Monitoring 2(3): 66–71. DOI 10.17886/; RKI-GBE-2017-056.

4 DRG-Statistik 2018. Online verfügbar unter: https://www.destatis.de/DE/Themen/Gesellschaft-Umwelt/Gesundheit/Krankenhaeuser/Publikationen/Downloads-Krankenhaeuser/operationen-prozeduren-5231401187014.pdf?__blob=publicationFile (17.03.2021).

Vor der Behandlung / nach der Behandlung mit ChondroFiller®